das denkmal

eine projektdokumentation 1995 – 2010

Das Denkmal bildet den vorläufigen Abschluss der „Kollektiven Persönlichkeit Weiß“, eines Projektes von Wolfgang Sohm, das sich seit 1980 mit der Übergabe und Übernahme des Unbewussten als auch Öffentlichen als dem bestimmenden Zustand gemeinschaftlicher Persönlichkeitsbildung befasste.

Aus dem Unbewussten, das alles bestimmend in das Leben greift, formt sich im Öffentlichen, also im Medialen sowie Sozialen – im Sinne konkreter gesellschaftlicher Umstände – eine gleichsam kollektive Persönlichkeit aus. Dieser in sich selbst rückgekoppelte Mechanismus bildet den Ausgangspunkt des Lebens, das nicht als Individuum, sondern als Körper, als Sache der Kunst, sich selbst beschreibend, Wirklichkeit, also Formung von Individuellem ist.

Ewald Kittl war seit 1980 der Körper der „Kollektiven Persönlichkeit Weiß“. In dieser Funktion ist dieses um ihn geformte Werk ein Denkmal seiner Lebensspanne, also der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts.

In ihm vollzieht sich der Prozess, von gesellschaftlicher Realität über biografisches Geschehen das Abbildhafte, letztlich in seinem Spezifischen verfestigte, das Individuelle, als „Körper des Kollektiven“ beschreibbar zu machen.

Diese Verkörperlichung, immer auch per se Vereinzelung des Gemeinsamen, bildet untereinander grundlegenden Gegensatz, dem das gemeinsam Unbewusste, als der Zwischenraum des Körperlichen, medial und sozial entwächst.

Die Zergliederung des Pathos eines Denkmals durch Anordnung, Zuordnung und Neuordnung der Beziehungen zwischen Materialien, Gegenständen, Orten und Biografien – diese Konzentrationen rückgekoppelt in Körpern und in Vorstellungen fixiert – thematisiert Gedenken ebenso wie den imaginären Raum als Ort der Transformation.

 

Foto & audiovisuelle Präsentation : Subset der im Berginneren durch Abklatschverfahren in die Sprenglöcher fixierten originalen Traumnotate Ewald Kittls, von ihm für diese Arbeit aufgezeichnet und mir übergeben, die nun eingebettet zwischen Kalkfels und Beton dauerhaft unsichtbar im Berginneren als Vorstellung verbleiben.

Endpunkt ist somit eine im Kalkfels der Niederösterreichischen Voralpen in Beton gegossene unzugängliche und so auch unsichtbar gewordene Form. Entstanden aus einem von huzulischen Zwangsarbeitern geschlagenen Stollen, dort hinterlegten Traumnotaten aus den späten Lebensjahren Ewald Kittls, eines Sohns eines deutschen Wehrmachtssoldaten aus Wien und einer polnischen Zwangsarbeiterin aus Warschau, der in den staatlichen Kinderheimen Wiens der 1950er/1960er Jahre aufwuchs. Mit Beton verfüllt im Auftrag der Bundesimmobilienverwaltung der Republik Österreich.
Dieser Raum fixierte sich in dieser Form zwischen 1943 und 2003 zum Abbild der Erinnerung, die gegenwärtig wirksam ist.

Bestandteile sind der historisch sich ergebende skulpturale und heute unbetretbare Gedenkraum, Konzepttexte, Notate, Skizzen, Biografien, Readymades, Fotos sowie sonstige mediale Bestandteile wie Beispielsweise die Filme „Erdgräben über der Steinernen Lahn“ sowie „Wiener Neustadt Stunde 0“.