das äussere

von robert reszner

Mein Elternhaus in Pernitz, in Niederösterreich, lag in der Pottensteinerstr. 12 nahe einem kleinen Felsabbruch. Aus dieser Felswand ragte ein kleiner Holzvorbau. Von 1972, also von meinem dritten Lebensjahr, datiert meine früheste Erinnerung daran. Er war aus rohen Ziegellatten ausgeführt und zwischen diesen war eine verschlossene rote Eisentüre durchzusehen. Ein Felssturz deckte den Vorbau teilweise zu. Um die Gefahr von Nachstürzen zu vermeiden, wurde da­nach der restliche Überhang beseitigt und dabei der Vorbau endgültig verschüttet. Während meiner Volksschulzeit entwickelte ich Interesse an dieser Erinnerung. Ich vermute­te den Innenraum des ehemaligen Vorbaus als noch intakt, und so begannen ich und ein Schulfreund dort zu graben. Wir kamen bis zu dem Dach des Vorbaus und sahen wieder­um bis zur roten Eisentüre, aber diesmal durch den Giebel. Durch beständige Nachrutschungen mußten wir die Grabung aufgeben. Als Kind war mir bekannt, daß die rote Eisentüre in einen ehemaligen Luftschutzraum führt und daß dieser zuletzt als Sprengstoffdepot in Verwendung war. Zwangsarbeiter, die alle einer Minderheitengruppe in Rumänien, den Huzulen, angehörten (sie trugen weiße Kitteln mit breiten Ledergürteln), trieben während des 2. Weltkrieges händisch Sprenglöcher in den Fels und führten nach den Sprengungen auch die sonstige Bearbeitung aus­schließlich händisch durch. Der Stollen soll 30 bis 50 Meter in den Berg führen, sich nach hinten zu verbreitern und einen Steintisch beinhalten. Diese Vorstellung habe ich in meiner Kindheit gehabt und sie wurde mir durch ältere Verwandte bestätigt. / 23. – 26. April 1997: Die Freilegung beginnt. Acht Kubikmeter Material werden abgetragen und abtransportiert. Eine Niveautiefe von 3,5 m ist erreicht. 2. Mai 1997: Verwitterte Holzbretter kommen zum Vorschein. Es handelt sich um den Vorbau aus Holz, der durch den Druck geknickt und zum Großteil mit Material ausgefüllt ist. 6. Mai 1997: Lüftungsgitter werden sichtbar. Die rote Eisentüre ist erreicht. 17. Mai 1997: Die Eisentüre wird ge­öffnet. Hinter der Eisentüre erscheint eine zweite aus Holz bestehende Türe, die stark verwittert ist und bei Berührung in sich zusammenfällt. Der vordere Stollen wird betreten. Das feuchte, erodierte, rohe Kalkgestein bildet das Ge­wölbe. In einer Tiefe von 3 Metern schließt eine Ziegelwand den Stollen ab. Der Hauptteil des Stollens ist nach wie vor verschlossen. 22. Mai 1997: Drei von den vier zum sicheren Zugang notwendigen Rohrteilen werden eingesetzt. Mitte Juni 1997 wurde nach der Installation des letzten Rohrteils eine sichere Besichtigung des vorderen Stollens möglich. Die Ziegelmauer die den inneren Stollenraum abschließt bleibt noch undurchbrochen.